Der Beckenboden ist einer der wichtigsten Muskeln im Körper – und trotzdem wird er häufig vernachlässigt. Durch Fehlbelastung, Übergewicht Schwangerschaft und Geburt, Gebärmutterentfernung und schwere körperliche Arbeit tritt häufig eine Beckenbodenschwäche auf. Leider ist dieses Thema trotz der Häufigkeit immer noch ein Tabuthema unter Frauen.
Nachhaltiges Beckenbodentraining ist daher zentral wichtig für das Wohlbefinden der Frauen!
Der Beckenboden besteht aus drei übereinander liegenden Muskelschichten, die zwischen den Beckenknochen wie ein Fächer liegen und die inneren Organe halten. Die Muskeln und Bänder des Beckenboden halten Gebärmutter, Blase und Darm in ihrer Position.
Beschwerden bei Beckenbodenschwäche, einer Gebärmuttersenkung oder Blasensenkung
- Starkes Druckgefühl nach unten
- Das Kreuz- und Schambein schmerzt
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Inkontinenz (unkontrollierter Urinverlust)
- Häufiger Harndrang
- Verstopfung
- Unangenehmes Ziehen oder Drücken im Vaginalbereich oder im Unterbauch, manchmal leichte Blutungen
- Fühlbarer Vorfall von Organen, stark ausgeprägt auch sichtbar (Prolaps: Gebärmuttervorfall)
Gebärmutter- oder Blasensenkung behandeln oder nicht?
Hat eine Frau keine Beschwerden, ist eine Gebärmuttersenkung nicht gefährlich. Leiden sie aber unter den Folgen, wie Inkontinenz oder Schmerzen, muss dringend etwas getan werden! Beckenbodenschwäche ist kein Spaß! Früher wurde eine Gebärmutter- oder Blasensenkung häufig operiert. Eine Alternative, besonders für ältere Frauen, ist ein Pessar. Diese ring- oder schalenförmigen Hilfsmittel bestehen meist aus Silikon oder Kunststoff. Je nach Anwendungsgebiet sehen sie unterschiedlich aus, die Funktion ist aber ähnlich: sie stützen die inneren Organe: Blase, Scheide und Gebärmutter. Dadurch wird verhindert, dass sich diese weiter absenken. Der Frauenarzt setzt Pessare ein, passt sie an und wechselt sie ca. alle 6-8 Wochen. Bei einem Gebärmuttervorfall kann unter Umständen eine Operation nicht umgangen werden. Trotzdem ist es immer wichtig, die Risiken einer OP mit den Nutzen abzuwägen.
Gezieltes Training bei Beckenbodenschwäche: eine Alternative zum Pessar
Besser ist es der Gebärmuttersenkung und der Beckenbodenschwäche durch gezieltes Beckenbodentraining vorzubeugen. Der Beckenboden ist ein Muskel und kann wie jeder andere auch durch Training gestärkt werden. Das braucht allerdings Zeit, Geduld und Fleiß: mindestens drei Monate sollte man regelmäßig üben. Es gibt spezielle Kurse, Übungskanäle auf Youtube, diverse DVDs, Bücher etc. zum Thema. Hier wird sicherlich jede Frau fündig. Wer unsicher ist, sich selbst nicht aufraffen kann oder nicht weiß, wie man welche Übung richtig ausführt, sollte sich Hilfe suchen. Sehr effektiv ist eine Einzelsitzung oder ein Personal Training bei einer erfahrenen Physio- oder Sporttherapeutin. Eine solche Sitzung dauert zwischen 45 und 60 Minuten. Die Therapeutin geht dabei speziell auf die Beschwerden und Probleme der einzelnen Frau ein.
Was macht ein gutes Beckenbodentraining für Blasenschwäche aus
- Wahrnehmung und Sensibilisierung des Beckenbodens: besonders am Anfang muss man erstmal einen Zugang zu seinem Beckenboden finden, ihn spüren und wahrnehmen
- Übungen zur Kräftigung des Beckenbodens: es muss gelernt werden, wie der Beckenboden richtig angespannt wird und welche Übungen in der jeweiligen Situation helfen
- Haltungsschulung: Trainieren und finden der Körpermitte um sich aufrecht und beckenbodenschonend zu bewegen
- Entspannung des Beckenbodens: Auch das Entspannen der Beckenbodenmuskeln ist sehr wichtig, zum beispiel beim Toilettengang oder beim Orgasmus
- Theoretisches Wissen über den Beckenboden sowie Formen und Ursachen von Beckenbodendysfunktionen: Um konsequent und richtig trainieren zu können, muss man wissen, was man übt und welche Beschwerden auftreten können wie z.B. Inkontinenz oder unvollständige Blasenentleerung
- Tipps für den Alltag: Richtiges Verhalten muss im Alltag konsequent angewendet werden, Übungen müssen in die tägliche Routine einbezogen werden
Verhaltentipps für einen beckenbodenschonen Alltag bei Beckenbodenschwäche
- Kein springen, laufen, hüpfen – die Belastung für den Beckenboden ist zu groß
- Beim Niesen einen Ellenbogen seitlich auf Schulterhöhe hochhalten, Oberkörper so weit wie möglich nach hinten drehen, dann erst niesen: so drückt nicht die ganze Kraft des Niesens auf den Beckenboden, sondern wird durch den Körper abgefedert
- Beim Husten am besten immer mit einer Hand fest gegen eine Wand drücken
- Keine Luftballons aufblasen – auch hier ist der Druck der auf den Beckenboden ausgeübt zu groß
- Beim Treppensteigen, an den Beckenboden denken und anspannen
- Kräftigungsübungen zwischendurch einbauen: z.B. beim Autofahren, an jeder roten Ampel, beim Zähneputzen usw.