Ich muss ständig auf´s Klo - Habe ich eine Reizblase?
Bei einer Reizblase, auch überaktive Blase genannt, tritt plötzlicher starker Harndrang auf. Dabei ist die Blase meist nur sehr wenig gefüllt. Als Folge kommt es zu einem häufigen Wasserlassen und nächtlichen Harndrang. Gekoppelt ist das Beschwerdebild häufig mit einem ungewolltem Harnverlust in Form einer Dranginkontinenz (Carpenter & Campain, 2022; Hutchinson et al., 2020). Nicht selten nehmen die Betroffenen eine Verminderung der Lebensqualität aufgrund der Beschwerden wahr (White & Iglesia, 2016). Es wird von einer Verschlechterung des Schlafs, des Sexuallebens und der mentalen Gesundheit berichtet (Eapen & Radomski, 2016).
Sowohl Frauen als auch Männer sind davon betroffen und mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit. (Carpenter & Campain, 2022; Hutchinson et al., 2020). Mehr als 10 % der Gesamtbevölkerung schildern Beschwerden der Reizblase (Hutchinson et al., 2020).
Die Symptome der Reizblase sind oft mit einer überaktiven Blasenmuskulatur verbunden. Die Ursache dafür ist meist nicht bekannt (Hutchinson et al., 2020). Für eine erfolgreiche Therapie und dadurch eine Linderung der Beschwerden ist eine adäquate Diagnose einer Urologin oder eines Urologen unverzichtbar (Pannek, 2017). Bei der Diagnose sollten mögliche ursachliche Diagnosen, wie Harnwegsinfektionen und neurologische Erkrankungen ausgeschlossen werden (Hutchinson et al., 2020).
Therapie
Bei einer Reizblase wird in der Regel ein konservativer Therapieansatz gewählt. Mögliche konservative Ansätze sind die Umstellung der Ess- und Trinkgewohnheiten, das Training der Blasen- und Beckenbodenmuskulatur, eine medikamentöse Therapie, das Verhaltenstraining und die Elektrostimulation (Pannek, 2017).
Therapieansätze:
- Vermeidung von harntreibenden Substanzen wie Koffein, Tee, Alkohol und Zigaretten (Le Berre et al., 2020; Pannek, 2017).
Die Reduktion des Koffeinkonsums kann die Beschwerden der Reizblase reduzieren (Le Berre et al., 2020). Folglich kann der Verzicht auf Kaffee oder anderen koffeinhaltigen Getränken helfen die Beschwerden zu lindern.
- Ballaststoffreiche Ernährung (Hutchinson et al., 2020).
Dies führt zu einem verminderten Verstopfungsrisiko, was sich positiv auf die Beschwerden der Reizblase auswirken kann (Pannek, 2017).
- Beckenbodentraining und Blasentraining.
Das Training der Beckenbodenmuskulatur und der Blase ist insbesondere dann hilfreich, wenn eine Dranginkontinenz besteht. Die Beschwerden können mithilfe des Trainings, das von BeckenbodentherapeutInnen angeleitet wird verbessert werden (Nambiar et al., 2022).
- Trinkmenge beachten.
Das viele Trinken kurz vor dem Zubettgehen sollte möglichst vermieden werden, um das nächtliche Wasserlassen zu reduzieren (Hutchinson et al., 2020). Die Trinkmenge sollte im Idealfall gleichmäßig über den Tag erfolgen.
- Elektrotherapie (Pannek, 2017).
Die Elektrostimulation und das Biofeedbacktraining des Beckenbodens kann zu guten Therapieerfolgen bei einer Reizblase führen. Dabei ist eine Kontinuität des Trainings wichtig, damit einen langfristige Linderung der Beschwerden auftritt (Pannek, 2017).
Invasive Operationen:
Wenn die konservative Behandlung zu keiner Linderung der Beschwerden führt, kann eine invasive Operation ein möglicher Behandlungsansatz sein (Hutchinson et al., 2020). Ein operativer Therapieansatz wird in der Regel nur in Einzelfällen angewendet (Pannek, 2017).
Wie sieht das Blasentraining aus?
Die zentrale Rolle beim Blasentraining spielt das Wiedererlernen über die Kontrolle der Blase und des Harndrangs.
Ein wichtiger Schwerpunkt dabei ist die Wahrnehmung des Beckenbodens. Im Rahmen des Blasentraining kannst du den Zusammenhang zwischen deinem Dranggefühl und der Entleerungsmenge erlernen. Genutzt wird dafür ein Miktionstagebuch. In diesem notierst du unter anderem deine Entleerungsmenge und dein subjektives Dranggefühl. Du erlernst Techniken, die dir helfen sollen das Dranggefühl aufzuschieben. Mit diesen Techniken kannst du deine Blasenkapazität verbessern (Pannek, 2017). Außerdem wird beim Blasentraining über das Toilettenverhalten und das Vermeiden des Pressens beim Wasserlassen gesprochen.
Was sind Aufschubstrategien?
Aufschubstrategien sollen dir helfen den Harndrang zu unterdrücken und die Blasenkapazität zu vergrößern (Pannek, 2017). Mögliche Strategien sind:
- Möglichst ruhig bleiben
- Fünf, kurze und maximale Anspannung des Beckenbodens (Pannek, 2017)
- Druck auf die Klitoris geben
- Überkreuzen der Beine
- Drangreduzierende Körperhaltungen wie beispielsweise eine vorgebeugte Position
- Tippeln auf der Stelle
Zusammenfassung
Die Leitsymptome einer Reizblase sind plötzlicher, starker und vermehrter Harndrang bei unvollständig gefüllter Blase, häufiges Wasserlassen und mehrmaliger, nächtlicher Drang. Die Reizblase tritt häufig in Kombination mit einer Urininkontinenz auf.
Die konservative Behandlung sollte immer der erste Schritt bei der Behandlung der Beschwerden sein. Sinnvoll kann hier ein gezieltes Beckenboden- und Blasentraining sein. Aufschubstrategien können helfen, um den Harndrang zu unterdrücken und die Blasenkapazität zu vergrößern. Harntreibende Substanzen wie Kaffee, Tee, Alkohol und Zigaretten und das Trinken einer großen Menge kurz vor dem Schlafen sollte möglichst vermieden werden.
Literatur
Carpenter, L., & Campain, N. J. (2022). Overactive bladder: Not just a normal part of getting older. British Journal of Nursing, 31(18), S16–S22. https://doi.org/10.12968/bjon.2022.31.18.S16
Eapen, R., & Radomski, S. (2016). Review of the epidemiology of overactive bladder. Research and Reports in Urology, 71. https://doi.org/10.2147/RRU.S102441
Hutchinson, A., Nesbitt, A., Joshi, A., Clubb, A., & Perera, M. (2020). Overactive bladder syndrome: Management and treatment options. Australian Journal of General Practice, 49(9), 593–598. https://doi.org/10.31128/AJGP-11-19-5142
Le Berre, M., Presse, N., Morin, M., Larouche, M., Campeau, L., Hu, Y. X., Reid, I., & Dumoulin, C. (2020). What do we really know about the role of caffeine on urinary tract symptoms? A scoping review on caffeine consumption and lower urinary tract symptoms in adults. Neurourology and Urodynamics, 39(5), 1217–1233. https://doi.org/10.1002/nau.24344
Nambiar, A. K., Arlandis, S., Bø, K., Cobussen-Boekhorst, H., Costantini, E., De Heide, M., Farag, F., Groen, J., Karavitakis, M., Lapitan, M. C., Manso, M., Arteaga, S. M., Riogh, A. N. A., O’Connor, E., Omar, M. I., Peyronnet, B., Phé, V., Sakalis, V. I., Sihra, N., … Harding, C. K. (2022). European Association of Urology Guidelines on the Diagnosis and Management of Female Non-neurogenic Lower Urinary Tract Symptoms. Part 1: Diagnostics, Overactive Bladder, Stress Urinary Incontinence, and Mixed Urinary Incontinence. European Urology, 82(1), 49–59. https://doi.org/10.1016/j.eururo.2022.01.045
Pannek, J. (2017). Überaktive Blase – wann welche Therapie? Der Urologe, 56(12), 1532–1538. https://doi.org/10.1007/s00120-017-0522-1
White, N., & Iglesia, C. B. (2016). Overactive Bladder. Obstetrics and Gynecology Clinics of North America, 43(1), 59–68. https://doi.org/10.1016/j.ogc.2015.10.002
Therapie bei Reizblase in Köln
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