Pflege der Kaiserschnittnarbe
Die Pflege der Kaiserschnittnarbe ist wichtig!
Die Geburt deines Babys ist ein einzigartiges und bewegendes Erlebnis – egal, auf welchem Weg es zur Welt kommt. Während sich viele frischgebackene Eltern auf die äußeren Veränderungen nach einer Geburt konzentrieren, bleibt oft unbemerkt, was im Inneren des Körpers geschieht. Besonders nach einer Bauchgeburt (Kaiserschnitt) durchläuft dein Körper einen intensiven Heilungsprozess. Dieser benötigt Zeit, Aufmerksamkeit und Pflege.
In diesem Artikel erfährst du, was genau bei einer Bauchgeburt passiert, wie sich dein Körper, während der verschiedenen Wundheilungsphasen verändert und warum eine gezielte Narbenpflege so wichtig ist. Von der ersten Erholungsphase bis hin zur langfristigen Regeneration – hier bekommst du wertvolle Tipps, um deine Heilung optimal zu unterstützen und dich wieder wohl in deinem Körper zu fühlen.
Die Pflege der Kaiserschnittnarbe nach Bauchgeburt
Die Bauchgeburt ist eine häufige Art der Geburt. In Deutschland lag im Jahr 2021 die Kaiserschnittrate beispielsweise bei 30,9 %. Bei dieser Art der Geburt kommt dein Baby durch die Eröffnung der Bauchdecke zur Welt. Der Schnitt wird oberhalb deiner Symphyse im Querverlauf durchgeführt. Um zu deinem Baby zu gelangen, werden insgesamt sieben Gewebsschichten eröffnet. Neben der Hautschicht, werden auch die Muskelfaszien, das Fettgewebe, die Bauchmuskulatur, das Bauchfell, die Gebärmutter und die Fruchtblase durchtrennt.
Anders als früher werden die Gewebsschichten meistens gedehnt und gerissen, anstatt geschnitten zu werden. Das hat den Vorteil, dass dein Gewebe besser heilen und wieder zuwachsen kann. Gerissenes Gewebe heilt besser und schneller als geschnittenes Gewebe. Außerdem werden nicht alle sieben Schichten genäht und es wird darauf geachtet, nur so viel zu nähen wie notwendig. Die Hautnaht wird mit Klammern oder Fäden verschlossen. Diese Operationstechnik wird „Misgav-Ladach-Methode“ genannt.
Es wird zwischen einem primären, sekundären und einem Notkaiserschnitt unterschieden.
Bei einem primären Kaiserschnitt (Primäre Sectio) wird die Geburt aktiv geplant. Das hat den Vorteil, dass zuvor ein Aufklärungsgespräch stattfindet und du über den Ablauf der Geburt informiert wirst. Die Betäubung findet mittels Spinalanästhesie statt. Du kannst die Geburt aktiv miterleben und dein Baby nach der Geburt direkt zu dir nehmen.
Ein sekundärer Kaiserschnitt (Sekundäre Sectio) ist eine ungeplante Bauchgeburt. Dieser findet statt, nachdem die vaginale Geburt bereits begonnen hat. Aus verschiedenen Gründen kann sich während der vaginalen Geburt für eine Bauchgeburt entschieden werden. Dementsprechend findet meist kein ausführliches Gespräch zur Aufklärung statt. Auch hier findet die Betäubung in der Regel mittels Spinalanästhesie statt. Auch hier kannst du die Geburt aktiv miterleben und dein Baby nach der Geburt direkt zu dir nehmen.
Ein Notkaiserschnitt (Notsectio) wird durchgeführt, wenn die Geburt schnell durchgeführt werden muss. Um Zeit zu sparen, wird hier meist eine Vollnarkose gewählt. Diese wirkt schneller als die Spinalanästhesie.
Unabhängig von der Art der Bauchgeburt, spielt der Heilungsprozess des Gewebes in der Rückbildung eine entscheidende Rolle. Wie jede Narbe durchläuft auch das Gewebe nach der Geburt verschiedene Phasen der Wundheilung. Daher ist es wichtig, sowohl bei der Behandlung als auch bei der Belastung des Gewebes auf diese Heilungsphasen Rücksicht zu nehmen.
Die Wundheilungsphasen und worauf du achten solltest
Ungefähr in den ersten fünf Tagen befindet sich dein Gewebe in der Entzündungsphase. Geprägt ist diese Phase von typischen Entzündungszeichen. Zu diesen Entzündungszeichen gehören Schmerzen, Schwellungen, Rötungen und eine Funktionseinschränkung. Außerdem fühlt sich das Gewebe warm bis heiß an. Es bildet sich ein Hämatom (ugs. Bluterguss) und es werden entzündliche Zellen in den Bereich der Narbe transportiert, um Bakterien und Fremdkörper abzuwehren.
In dieser Phase ist Ruhe das Wichtigste für deine Narbe
Achte darauf die Narbe zu schonen und vermeide Zug auf das Gewebe. Stehe am besten über die Seite auf und stabilisiere deine Narbe und das Gewebe darum sanft mit deinen Händen, um Zugkräfte möglichst zu vermeiden. Das Pflaster schützt in den ersten Tagen deine Narbe zusätzlich. Frühestens sieben Tage nach der Geburt werden die Fäden, Klammern oder Stripes entfernt.
Ab dem sechsten bis ungefähr dem 21. Tag befindet sich dein Gewebe in der Proliferationsphase. Fibroblasten wandern in das Gewebe der Verletzung. Fibroblasten sind Zellen, die für den Aufbau von Bindegewebe und Stabilisierung der neugebildeten Zellen zuständig sind. Kleine Blutgefäße wachsen in das Gewebe ein und sorgen dafür, dass das neue Gewebe gut mit Blut und dadurch Sauerstoff versorgt wird. Insgesamt ziehen sich die Wundenden der Narbe weiter zusammen. Hautzellen wandern vom Körperinneren an die Oberfläche und bedecken damit die Wundfläche.
In dieser Phase benötigt deine Narbe gezielte Belastungsreize. Starte zunächst mit der sanften und schmerzfreien tiefen Bauchatmung. Versuche die Atembewegung im Bereich der Narbe stattfinden zu lassen. Du kannst ein bis dreimal täglich sanft die Narbe pflegen und Ausstreichen. Achte in den ersten Wochen darauf keine Dehnung nach außen auf das Gewebe zu bringen. Die Narbe sollte nicht auseinandergezogen werden. Ungefähr ab der zweiten Woche kannst du leichte Dehnungen und intensivere Bewegungen an der Narbe anwendet. Mache Bewegungen zur Narbe hin.
Circa nach dem 21. Tag befindest du dich in der Regenerationsphase. Diese Phase dauert Monate bis Jahre an. Die neuen Zellen organisieren sich neu an, um
Dein Gewebe gewinnt nach Festigkeit, aber auch Elastizität.
In dieser Phase benötigt dein Gewebe intensive Reize. Dehnungen in verschiedene Richtungen und intensive Narbenbehandlungen sind in dieser Phase wichtig für deine Narbe. Damit das Gewebe und die Beschaffenheit der Narbe zum Umbau anregt wird, ist ein stärkerer Druck auf der Narbe notwendig. Der Druck sollte so stark gewählt werden, dass die Narbe unter dem Finger blass wird. Bei der Narbenmobilisation wird dieser Druck gehalten und die Narbe gezogen. Vermeide ein Rutschen bei der Behandlung über deine Narbe. Pflege deine Narbe weiterhin ein bis dreimal täglich für fünf bis zehn Minuten.
Am besten führst du die Narbenpflege für mindestens sechs Monate durch. Falls du dir unsicher bei der Pflege der Narbe fühlst, vermehrt Schmerzen, Rötungen oder andere Entzündungszeichen wieder auftreten, spreche bitte mit deinem Arzt oder deiner Ärztin darüber.
Eine Ausnahme hier ist die Wundheilung deiner Gebärmutternarbe. Diese benötigt mehr Zeit als die oberflächliche und sichtbare Narbe auf deiner Haut. Auch nach sechs Wochen ist diese noch verdickt. Dein Faszie- und Bindegewebe benötigt deutlich mehr Zeit zum Heilen als oberflächliches Gewebe. Nach ungefähr sechs Monaten hat sich hier 80% der Gewebsdicke wieder hergestellt.
Die Narbe der Gebärmutter
Nicht nur die sichtbare Narbe auf der Bauchwand, sondern auch die Narbe der Gebärmutter spielt bei der Heilung eine große Rolle. Insbesondere die Narbe an der Gebärmutter kann Probleme, wie Schmerzen und Menstruationsstörungen verursachen. Die Narbe benötigt mehr Zeit zum Heilen, als anderes Narbengewebe und ist oft sechs Wochen nach Geburt noch verdickt. Die Bauchnarbe dagegen ist meist bereits dünner. Außerdem kann es zu Defektheilungen kommen. Dies wird auch „Nische“ oder „Isthmozele“ genannt. Aufgrund dieser Störung des Gewebes kann es zu Problem der Menstruation, wie Schmerzen und Unfruchtbarkeit kommen. Aus diesem Grund solltest du darauf achten, dass bei der Nachbehandlung deine Ärztin oder dein Arzt auch die Gebärmutternarbe mittels Ultraschalles untersucht. Achte bei deiner Periode auf Auffälligkeiten und spreche dies bei deinem nächsten Ärzt*innenbesuch an. Oft ist die erste Periode nach einer Geburt schmerzhafter als zuvor. Du musst dir deswegen keine großen Sorgen machen.
Gründe warum die Pflege der Kaiserschnittnarbe wichtig ist
Infektionen verhindern
Besonders wichtig ist, dass du deine Hände vor der Behandlung der Narbe gut wäschst. Zur Reinigung der Narbe kann milde Seife und Wasser verwendet werden. Reizende Substanzen wie Alkohol oder Wasserstoffperoxid sollten vermieden werden. Bei überhängender Bauchdecke sollte man besonders auf eine sorgfältige Reinigung und Belüftung der Wunde achten. Eine Bauchbandage oder Kaiserschlüpfer kann helfen die Bauchfalte zu glätten und somit die Wundheilungssituation zu verbessern.
Direkter Druck vermeiden
In den ersten 14 Tagen solltest du direkten Druck auf der Narbe vermeiden. Auf einschnürende Kleidung auf der Narbe, das häufige Tragen des Babys oder der Geschwisterkinder sollte konsequent verzichtet werden. Auch das schwere Heben von Gegenständen ist ebenfalls untersagt. Wähle die Stillpositionen so, dass der Bauch nicht belastet wird.
Taubheitsgefühl reduzieren
Durch die Narbenpflege gibst du sensible Reize auf das Gewebe und die Durchblutung wird angeregt. Dies führt dazu, dass du langfristig mehr Gefühl in das neue Gewebe erlangst und das Gefühl der Taubheit weniger wird. Verwachsungen und Verhärtungen können reduziert werden. Durch die Narbenpflege wird das Gewebe beweglicher und sieht gleichmäßiger aus. Bei Verwachsungen kann das Gewebe sich oft nicht frei bewegen und ist in der Funktion eingeschränkt.
Spannungsgefühl reduzieren
Genau diese Verwachsungen führten oft zu Bewegungseinschränkung. Bei Belastungen im Alltag oder im Sport kann das Gewebe dann auf Spannung kommen und dies kann für dich gegebenenfalls als unangenehm wahrgenommen werden.
Verbindung zum Bauch stärken
Die Narbenpflege kann dir helfen, das Gespür für deinen Körper und deinen Bauch wiederherzustellen. Viele Frauen zögern nach einer Bauchgeburt, ihre Narbe anzusehen oder zu berühren. Die Pflege bietet einen behutsamen Einstieg, diese Hemmungen zu überwinden.
Sanfter Einstieg in die Belastung
Die Behandlung der Narbe hilft dir, ein Gefühl dafür zu entwickeln, dass die Narbe belastbar ist. Narbenpflege ist ein erster, wichtiger Schritt, sich dieser Belastung schrittweise anzunähern und Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen.
Aussehen: Die Narbenpflege und die Förderung der Durchblutung kann dafür sorgen, dass die Narbe von außen weniger sichtbar und unauffälliger ist.
Weitere Tipps und Therapiemöglichkeiten der Narbenpflege
Schmerzbehandlung
Kältereize, wie sie durch Abreibungen mit einem Eislutscher erzeugt werden, bewirken eine sofortige Verringerung der Durchblutung, was entzündungshemmend wirkt. Zusätzlich wird ein schmerzlindernder Effekt erzielt. Nach dem Entfernen der Kälte weiten sich die Blutgefäße erneut und eine zeitweise Mehrdurchblutung in Narbengebiet findet statt. Das Gewebe wird mit Blut, Sauerstoff und Zellen versorgt, dies führt zu einer effektiven Unterstützung und Verbesserung der Heilung. Stoffwechselprozesse.
Körpereigene Ressourcen aktivieren
Ein gesunder Lebensstil fördert die Wundheilung. Eine ausreichende Hydration und eine vollwertige Ernährung unterstützen die Kollagenbildung. Dadurch stellst du sicher, dass dein Körper alle Bausteine zur Verfügung gestellt bekommt, die er benötigt. Eine moderate Bewegung im Alltag sorgt für eine gute Blutzirkulation und regt den Stoffwechsel an.
Narbe pflegen
Dein neues Narbengewebe besitzt keine Talgdrüsen. Deswegen ist es wichtig Feuchtigkeit von außen zuzuführen. Verwende dafür spezielle Narbencremes oder Öle. Das Verwenden von spezifischen Gels und Cremes sind einfache und schmerzfreie Behandlungsmöglichkeiten, um die Wundheilung zu unterstützen und ein gestörtes Zusammenwachsen des Gewebes zu verhindern. Insbesondere das Präparat Contractubex zeigte in Studien das beste Ergebnis, um pathologisches Narbengewebe vorzubeugen. Eine Anwendung von drei bis sechs Monaten wird empfohlen.
Laserbehandlung
Die Laserbehandlung von Narben ist eine gängige Methode, um das Erscheinungsbild von Narben zu verbessern. Es gibt verschiedene Arten von Lasern, die für dir Narbenbehandlung verwendet werden können. Durch den Laser werden kleine Hautschichten um die Narbe herum entfernt und in den tieferen Schichten die Kollagen- und Elastinproduktion angeregt. Mittels Lasertherapie wird die Dehnbarkeit der Narbe verbessert und die Dicke der Narbe kann reduziert werden. Das führt zu einer helleren, flacheren und elastischeren Narbe. Laserbehandlungen können ab der 2. Woche nach Operation angewendet werden.
Pflege der Kaiserschnittnarbe - Schlussfolgerung
Die Heilung deiner Bauchnarbe ist ein individueller Prozess, der Geduld und gezielte Pflege erfordert. Während die äußere Narbe oft schnell verheilt, benötigt das darunterliegende Gewebe (insbesondere die Gebärmutternarbe) deutlich mehr Zeit zur Regeneration. Die Wundheilung durchläuft verschiedene Phasen, in denen sich die Narbe von einer frischen Wunde zu stabilem une belastbarem Gewebe entwickelt.
Eine sorgfältige Narbenpflege kann dazu beitragen, Infektionen zu vermeiden, Spannungsgefühle zu reduzieren, Verwachsungen vorzubeugen und das Gewebe geschmeidiger zu machen. Neben klassischen Methoden wie Massagen und speziellen Narbengelen gibt es auch moderne Behandlungsmöglichkeiten wie Lasertherapie. Zudem können Kälteanwendungen und eine ausgewogene Ernährung die Heilung unterstützen.
Da keine Methode einer anderen eindeutig überlegen ist, sollte die Narbenpflege individuell angepasst werden. Hierbei kann die Erfahrung von Fachpersonen wie Hebammen, Ärztinnen oder Physiotherapeutinnen eine wertvolle Unterstützung sein. Um den Fortschritt objektiv zu dokumentieren, kann das POSAS-Assessment hilfreich sein: POSAS-Assessment

Deine Expertinnen für die Pflege der Kaiserschnittnarbe in Köln
Du hattest eine Bauchgeburt und suchst nach der richtigen Ansprechpartnerin rund um die Nachbehandlung in der Physiotherapie und die Pflege der Kaiserschnittnarbe? Lass dir von unseren Therapeutinnen helfen, um die Pflege deiner Kaiserschnittnarbe optimal zu begleiten. Unsere geschulten Osteopathinnen und Physiotherapeutinnen helfen dir gerne weiter. Am Anfang der Therapie steht eine Anamnese. Damit wir dich in der Therapie individuell betreuen können. Weitere Informationen zu unseren Physiohterapie findest du hier:
Behandlung der Kaiserschnittnarbe in der Physiotherapie
Zur Terminvereinbarung in der Therapie schreib uns eine E-Mail an praxis@leben-bewegt.de