Kein Luxus für gestresste Mütter
Heute möchten wir klarstellen warum eine Massage in der Schwangerschaft kein Luxus für gestresste Mütter ist, sondern viele positive gesundheitliche Wirkungen auf Mutter und Kind haben. Lass dir die positiven Effekte von Massagen in der Schwangerschaft auf keinen Fall entgehen!
Hintergrund
Im Buch: „Lehrbuch Haptik“ Relevanz von Berührung während Schwangerschaft und Geburt kannst du folgendes lesen:
Die Zeit der Schwangerschaft als früheste Entwicklungsphase des Menschen kann die biologische und psychische Entwicklung des entstehenden Lebewesens bis ins Erwachsenenalter beeinflussen. […]Wohlwollende Körperberührungen und Massagen haben das Potenzial, in Menschen jeden Lebensalters komplexe biochemische Reaktionen auszulösen, die sich positiv auf den körperlichen und psychischen Zustand des Behandelten auswirken (Müller & Grunwald, 2022).
Vielleicht kennst du folgende Situation. Du buchst dir regelmäßig einen Termin bei der Thaimassage um die Ecke, da du jedes Mal nach der Behandlung mit einem wohligen entspannten Gefühl nach Hause kommst. Wenn du deinem Umfeld davon berichtest, wird dein Termin bei der Massage als Luxus eingestuft und von "Gönnung" gesprochen. Auch im wissenschaftlichen Kontext wird die Wirksamkeit von Massagen oft heruntergespielt oder im Bezug auf die Schwangerschaft sogar nur eingeschränkt empfohlen.
Das ist so schade - denn es gibt zu dem Thema „Massage in der Schwangerschaft“ überraschend viel evidenzbasiertes Wissen! Du kannst von Massagen in der Schwangerschaft enorm profitieren.
In einer aktuellen Metaanalyse aus dem Jahr 2021 konnten vielfältige positive Effekte festgestellt werden. Wie jede andere Massage wirkt sich die Massage in der Schwangerschaft positiv auf das Schmerzempfinden, Entzündungsreaktionen, Hormonelle Zuständen, den venösen Rücktransport sowie die Lymphdrainage aus. Besonders in der Schwangerschaft hilft die Massage Depressionen zu senken, Bein- und Rückenschmerzen zu mildern und Angstsymptome zu reduziert (Pachtman Shetty & Fogarty, 2021; Shobeiri et al., 2017).
Effekte auf deinen Körper durch Massage in der Schwangerschaft
Das kann damit begründet werden, dass durch die Massage Endorphine, auch endogene Opioide genannt, ausgeschüttet werden. Diese hemmen die Schmerzwahrnehmung im Körper (Pachtman Shetty & Fogarty, 2021). In 5 von 5 hinzugezogenen Studien konnte eine deutliche Verbesserung der Rückenschmerzen durch regelmäßige Massageanwendungen festgestellt werden (Müller & Grunwald, 2022) und hierbei war auffällig, dass besonders die Frauen, die depressive Symptome angaben, von einer Massage profitierten. Ebenfalls gibt es Evidenz, dass Hand und Fußmassagen innerhalb der ersten 36 Stunden nach einem Kaiserschnitt zur deutlichen Schmerzreduktion im Vergleich zur Standartversorgung führen können (Pachtman Shetty & Fogarty, 2021).
Effekte auf deine Psyche durch Massage in der Schwangerschaft
In einer Studie aus dem Jahr 2007 konnte festgestellt werden, dass der Effekt einer Massage auf die Schlafqualität und das Angstgefühl nach einer Operation, der Reaktion einer Dosis Morphin gleich war. (Pachtman Shetty & Fogarty, 2021).
Bis zu 30 % der Schwangeren erleben Angstgefühle und Stress. In 5 von 6 Studien konnte gezeigt werden, dass Schwangere, die regelmäßig Massagen wahrgenommen haben deutlich reduzierte Angstsymptome zum Ende der Behandlung hatten.
Durch die taktile Stimulation („Hand auflegen“) wird die vagale Aktivität gesteigert (Field, 2010), was dazu führt, dass es zu einer Senkung der körperlichen Anspannung und somit zur Senkung des Stresshormons Cortisol und zur Senkung des Hormons Norepinephrin kommt (Pachtman Shetty & Fogarty, 2021). Diese Vorgänge können durch Urinunteruschungen bestätigt werden.
Ist Yoga nicht wirksamer als Massagen in der Schwangerschaft?
Im Bezug auf das Gefühl der Wut waren regelmäßige Yogasessions (1-2x/Woche) genauso effektiv wie die Massageanwendungen. Durch beide Interventionen konnte das generelle Wutgefühl deutlich gesenkt werden (Pachtman Shetty & Fogarty, 2021).
Besonders bei Frauen die bereits depressive Symptome zeigten, reduzierte die Schwangerenmassage die Stärke der Depression signifikant. Das Ergebnis konnte in 5 von 5 untersuchten Studien bewiesen werden. Dieser positive Effekt erstreckte sich über den Zeitpunkt nach der Geburt des Kindes. So zeigten Frauen, die in der Schwangerschaft massiert worden waren deutlich weniger depressive Symptome auch nach der Geburt ihres Kindes. Die positiven Effekte einer Massage in der Schwangerschaft können mit der Wirkung von Antidepressiva und Psychotherapie verglichen werden (Mueller & Grunwald, 2021).
Im Vergleich zur progressiven Muskelrelaxation konnte die Stimmung durch eine Massage deutlich verbessert werden. Blutuntersuchungen bestätigen, dass nach einer Massage die Hormone Serotonin und Dopamin in deutlich höheren Mengen im Blut vorhanden sind (Pachtman Shetty & Fogarty, 2021). In funktionellen MRT Untersuchungen konnte beobachtet werden, dass bestimmte Gehirnareale, die an der Stressregulation und Entstehung von Depressionen beteiligt sind, nach einer Massage mehr durchblutet sind (Field, 2010). Besonders die Fußreflexzonenmassage wirkt sich positiv auf die Müdigkeit von schwangeren Frauen aus (Shobeiri et al., 2017). Regelmäßige Massageanwendungen führen zu einem tieferen und ruhigeren Schlaf (Mueller & Grunwald, 2021)
Effekte auf dein Kind durch Massage in der Schwangerschaft
Durch die Senkung des Stresshormons Kortisol steht die Schwangerenmassage in Zusammenhang mit einer geringeren Rate an Frühgeburtlichkeit, höherem Geburtsgewicht und einem besseren Bestehen der neurologischen Untersuchungen und Verhaltenstests nach Geburt (Mueller & Grunwald, 2021)
Effekte auf deine Partnerschaft durch Massage in der Schwangerschaft
Tatsächlich konnte auch eine signifikante Verbesserung der Beziehung zum Partner/zur Partnerin durch (Partner-)massagen in der Schwangerschaft beobachtet werden. Erhebungstool war ein Fragebogen, den die Frauen zum Ende der Massageeinheiten ausfüllten. Yoga hatte genau den gleichen Effekt im vergleich zur Standartversorgung der Frau in der Schwangerschaft (Pachtman Shetty & Fogarty, 2021).
Zeitpunkt und Ausführung der Massage in der Schwangerschaft
Deine Massage hat zu jeder Zeit der Schwangerschaft positive Effekte. Die in den Studien festgestellten positiven Effekte einer Massage in der Schwangerschaft bezogen sich auf die Anwendung ab der 14. SSW bis zur Geburt des Kindes der Probandinnen (Pachtman Shetty & Fogarty, 2021).
Deine Massagesitzung sollte mindestens 20 Minuten dauern und 1-2x pro Woche durchgeführt werden. (Pachtman Shetty & Fogarty, 2021)
Die Massage sollte recht fest ausgeführt werden. Bei leichtem Druck treten die positiven Effekte nicht auf (Field, 2010). Ätherische Öle sollten nur verdünnt verwendet werden, da Schwangere Gerüche oftmals intensiver wahrnehmen und dadurch eher störend als entspannend wirken können (Mueller & Grunwald, 2021).
Ebenfalls positiv wirkt sich eine Fußreflexzonenmassage auf dich aus (Shobeiri et al., 2017). Hier wird mit leichten Ausstreichungen an der Fußsohle gestartet, gefolgt von Beugung und Streckung des Fußgelenks bei gleichzeitigem gehaltenen Druck an der Fußsohle. Abschließend wird Druck auf den Solar Plexus Punkt mit dem Daumen ausgeübt. Du kannst diese positiven Effekte erlangen, wenn eine Einheit mindestens 30 Minuten dauert (Shobeiri et al., 2017).
Besonderheiten bei Massagen in der Schwangerschaft
Bei der Schwangerenmassage sollte auf folgende Punkte geachtet werden:
Position während der Massage
Hier empfiehlt sich für dich die Seitlage oder ein aufrechter Sitz mit abgelegten Armen auf einer Unterlage. Kurze Einheiten auf dem Rücken sind für dich ungefährlich, sollten aber nur durchgeführt werden, wenn du dich dabei gut fühlst (Pachtman Shetty & Fogarty, 2021)(Mueller & Grunwald, 2021).
Körperbereiche
Während der Schwangerschaft sollte dein Bauch nicht massiert werden (Mueller & Grunwald, 2021).
Tiefe Beinvenenthrombose
In der Schwangerschaft bist du einem 5x höheren Risiko für eine Beinvenenthrombose ausgesetzt (Mueller & Grunwald, 2021). Mit einer tiefen Beinvenenthrombose sind Massagen an der unteren Extremität kontraindiziert. Die Gefahr ein Blutgerinsel zu lösen und dadurch eine Lungenembolie auszulösen ist zu groß für dich (Pachtman Shetty & Fogarty, 2021). Physiotherapeut*innen greifen hier auf die Überprüfung der Thrombosedruckpunkte am Bein zurück.
Risikoschwangerschaften
Es gibt noch zu wenig Evidenz um über die Effekte einer Schwangerenmassage bei Risikoschwangerschaften zu berichten. Dazu gehören Schwangerschaften in denen z.B. vaginale Blutungen, Diabetes oder Bluthochdruck aufgetreten sind. Lass dich hier von deiner Hebamme oder deiner Ärzt*in beraten.
Nebeneffekte
Eine Massage in der Schwangerschaft kann Nebenwirkungen haben. Du könntest Müdigkeit oder Muskelkater spüren, wie es etwa 40 % der massierten Frauen berichten. Regelmäßige Massageanwendungen beeinflussen weder das Geburtsgewicht deines Kindes noch erhöhen sie das Risiko einer Frühgeburt. Manchmal wird die Stimulation von Akupressurpunkten angeboten, um den Weheneintritt zu beschleunigen. Doch es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Akupressur oder Fußreflexzonenmassage den Geburtsvorgang beeinflussen (Mueller & Grunwald, 2021). Wenn du eine Massage planst, achte auf die Signale deines Körpers und sprich vorab gerne nochmal mit deiner Hebamme oder deiner Ärzt*in, um dir mögliche Bedenken zu nehmen. Sie können dir wertvolle Tipps geben, wie du die Massage am besten für dich nutzen kannst.
Literatur
Field, T. (2010). Pregnancy and labor massage. Expert Review of Obstetrics & Gynecology, 5(2), 177–181. https://doi.org/10.1586/eog.10.12
Mueller, S. M., & Grunwald, M. (2021). Effects, side effects and contraindications of relaxation massage during pregnancy: A systematic review of randomized controlled trials. Journal of Clinical Medicine, 10(16). https://doi.org/10.3390/jcm10163485
Müller, S. M., & Grunwald, M. (2022). Relevanz von Berührung während Schwangerschaft und Geburt. In Lehrbuch Haptik (pp. 249–266). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-64012-8_6
Pachtman Shetty, S. L., & Fogarty, S. (2021). Massage During Pregnancy and Postpartum. Clinical Obstetrics & Gynecology, 64(3), 648–660. https://doi.org/10.1097/GRF.0000000000000638
Massage und Osteopathie in der Schwangerschaft in Köln
Du hast Beschwerden in der Schwangerschaft? Verspannungen, Rücken- oder Symphysenschmerzen sind besonders im letzten Trimester der Schwangerschaft weit verbreitet. Lass dir von geschulten Therapeutinnen helfen, um so entspannt und gestärkt wie möglich deiner Geburt entgegen zu sehen. Unsere geschulten Osteopathinnen und Physiotherapeutinnen helfen dir gerne weiter. Am Anfang unserer Therapie steht eine fundierte Anamnese. Damit deine Beschwerden richtig behandelt werden können, muss zuallererst die Ursache diagnostiziert werden. Weitere Informationen findest du hier:
https://www.leben-bewegt.de/privatpersonen/physiotherapie/
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